Geschichte der Pfarre Oetz
Die Pfarrkirche zum Hl. Georg und Nikolaus
Geschichte der Kirche:
1302 gibt es eine erste Nachricht von einem Kapellenbau im Ecztal", es ist die Unterkirche dieser Pfarrkirche = die Michaelskapelle.
1498 es erfolgt ein Vergrößerungsbau, Chor und Langhaus über der Michaelskapelle entstanden in dieser Zeit. Oetz wird zur Kuratie erhoben und ein ständiger Priester eingesetzt.
1520 erfolgt der Anbau des Kirchturms und einer Sakristei in der Turmkammer. Zwei Glocken vom heutigen Geläute wurden noch in Habichen, am Stammsitz der Glockengießerdynastie Grassmayr im Jahre 1776 gegossen.
1667 erfolgte eine Erweiterung bis zur hinteren Kirchtüre und 1745 zur heutigen Größe. Gleichzeitig wurde die damals übliche Barockisierung des Innenraumes mit den zierlichen Stuckarbeiten ausgeführt.
Das Innere der Pfarrkirche:
Die Deckenfresken wurden 1891 vom Historienmaler Heinrich Kluibenschädl aus Rietz gemacht. Die Bilder und Medaillons zeigen Szenen aus dem Alten- und Neuen Testament. Im hinteren Teil ist die Georgs- und Nikolauslegende festgehalten. Direkt über der Orgel sind die damals lebenden Geistlichen aus Oetz und die weltlichen Gewalthaber der Gemeinde dargestellt.
Das Hochaltarblatt zeigt den Hl. Georg und wurde vom Oetzer Maler Josef Anton Stecher (1850) angefertigt, ebenso sind von diesem Künstler die Altarblätter der beiden Seitenaltäre. Links die Mutter Anna und Maria, rechts ist eine Pieta dargestellt.
Neben dem Hochaltar sind die Statuen des Hl. Kassian und Nikolaus, angefertigt vom Stamser Bildhauer Hans Reindl.
Vor dem Altarraum die Statuen der Mutter Gottes und des Hl. Josef. Sie sind aus der Werkstatt vom Oberländer Bildhauer Ingenuin Lechleitner. (1720)
Am linken Seitenaltar sind die Figuren des Hl. Sebastian und Florian, am rechten Altar die Statuen der Apostel Petrus und Paulus aufgestellt.
Gegenüber der Kanzel ist ein spätgotischer Flügelaltar mit den Statuen des Hl. Valentin und Wolfgang und der seltenen Darstellung von Anna Selbdritt = (Mutter Anna hält ihre Tochter Maria und das Jesuskind im Arm)
Neben der Kanzel ist eine Statue des Hl. Georg als Drachentöter. Sie war Teil des früheren Hochaltars und wurde vom Bildhauer Alois Winkler aus Weerberg angefertigt.
Das große Holzkreuz an der Seitenwand stammt vermutlich aus dem 18 Jhdt., der Künstler ist nicht bekannt.
Bemerkenswert ist der spätgotische Taufstein in der Taufkapelle, mit der Jahreszahl 1540.
Details zur Oetzer - Pfarrkirche
Die Pfarrkirche zum Hll. Georg und Nikolaus
Oetz bildet in einem Kessel gelegen die erste Talstufe des Ötztales. Die Pfarrkirche auf einem Felsen erbaut, thront gleichsam über dem Dorf. Unsere Vorfahren haben nicht nur einen schönen, vor allem einen sicheren Ort vor den häufigen Murausbrüchen für den Kirchenbau gewählt. Ihr heller Baukörper mit dem sehr schönen, schlanken gotischen Spitzturm prägt das Ortsbild von Oetz, egal ob man talein- oder talauswärts unterwegs ist.
Die erste urkundliche Erwähnung von Oetz erfolgte im Jahre 1166 in einer Schenkungsurkunde an das Stift Wilten. Die namentliche Erwähnung von einzelnen Ansiedlungen datiert im Jahre 1299, wo Gebhart und Heinrich von Starkenbach vom Kloster Frauenchiemsee je einen Hof zu Klingenburg, Rastbühel und Riedeben erhalten. Es hat also schon eine größere Besiedelung gegeben. So ist es verständlich, dass der erste Hinweis auf einen Kirchenbau im Jahre 1302 gegeben ist. Denn der Pfleger von St. Petersberg hat für die Maurer zum Bau einer Kapelle ein gewisses Quantum von Eiern, Schmalz und Käse dem Landesfürst in Rechnung gestellt. Im Jahre 1305 war dieser Bau schon fertig, da abermals zwei Ölgefäße und Bilder für die Kirche in Etz verrechnet wurden. Es kann angenommen werden, dass es sich um die Unterkirche, die sogenannte Michaelskapelle handelt.
Über diesem Bau wurde um ca 1490 der erste Teil der heutigen Pfarrkirche errichtet, der mit dem Turmbau im Jahr 1520 seinen Abschluss fand. Im Kirchenarchiv sind Ablassbriefe aus dieser Zeit erhalten, die sich auf diesen Bau beziehen. Wahrscheinlich ist die Bauausführung durch die Imster Bauhütte unter Meister Jörg Parlier und Jakob von Tarrenz erfolgt. Auch die gleichfalls gotischen Kirchenbauten in Haiming, Umhausen, Längenfeld und Sölden kann diesen Meistern zugerechnet werden.
In dieser Zeit, gleichsam als Krönung des Kirchenbaues, wird 1498 Oetz zur Kuratie erhoben und erhält mit Georg Pfatterlin einen ständigen Priester zugeteilt.
Die kanonische Visitation im Jahr 1646 stellte die Notwendigkeit einer Reparatur der Kirche fest. Von 1667 bis 1682 wurde diese vorgenommen und gleichzeitig um einen etwas breiteren 3- jochigen Langhausbau erweitert. Diese Arbeiten wurden von Gallus Appeller aus Innsbruck ausgeführt. Am 13. Mai 1682 wurde die feierliche Weihe der Kirche mit drei Altären zu Ehren der Kirchenpatrone Hll. Georg und Nikolaus, der schmerzhaften Mutter und der 14 Nothelfer von Weihbischof Wilhelm Vintler vorgenommen. Leider sind diese Altäre nicht mehr existent.
1744/45 wurde die Kirche von Meister Gallus Gratl aus Inzing barockisiert. Gleichzeitig wurde ein weiterer Anbau vorgenommen, der nun bis zum steil abfallenden Kirchfelsen reicht. Die Jahreszahl 1745 an der Fassade zum Dorf hin über der Kirchenuhr, weist auf diesen Umbau hin. Der Eingang musste nun seitlich angebracht werden. Der bis dahin stirnseitige Eingang zum Dorf hinunter war an der alten Kirchmauer" durch die ausgetretenen Stufen deutlich erkennbar. Bei der letzten Kirchenrenovierung im Jahre 1999 wurden diese Mauerteile freigelegt.
Mit der Barockisierung erfolgte eine gänzliche Neugestaltung des Kircheninneren. Sie wird als licht und geräumig, und mit reicher Stuckatur und Freskomalerei geschmückt beschrieben. Der Überlieferung nach haben heimische Stuckateure vom Ortsteil Riedeben diesen zarten Stuck mit gezahnten Laubranken und Blütenbuketts an die Decke gezaubert. Auch wird die elegante, leicht wirkende Kanzel mit reizvollen Putten und einem zierlichen Kanzeldach angebracht. Wer die damaligen Deckenbilder gemalt hat ist nicht bekannt, wohl aber was sie darstellen. Die Renovierung 1884 1894 brachte eine Übermalung der älteren Fresken und einen Ersatz des noch relativ neuen Hochaltares.
1848 wurde die Sakristei neu angebaut, vorher war sie in der Turmkammer, oberhalb dem Beinhaus untergebracht. 1949 musste diese abgerissen und neu aufgebaut werden, da sich das Fundament gesenkt hatte
Erbaut mit vereinten Kräften MD CCC L II" (1852) steht auf dem schönen, gotischen Hauptschrank in der Sakristei. Von hohem künstlerischen Wert ist die Figur der schmerzhaften Muttergottes auf dem Anrichtetisch
1955 wurde die gesamte Außenfassade der Kirche renoviert und das Dach neu eingedeckt.
Es wurde schon erwähnt, dass der Turm im Jahre 1520 angebaut wurde. Zum Abschluss der großen Kirchenrenovierung wurde im Jahre 1893 aus optischen Gründen der Turm um 10 Meter erhöht und gleichzeitig das Turmdach neu eingedeckt. Diese technisch sehr schwierige und gefahrvolle Arbeit wurde vom heimischen Zimmermeister Nikodemus Schmid ausgeführt. Die Höhe des Turmes beträgt 74 m. Die Initialen des Meisters N. Sch. 1 8 9 3 sind heute noch am Turm zur Dorfseite hin gut zu lesen. Das 3,6 m hohe Kreuz über dem Turmknopf, sowie weitere Schmiedearbeiten machte Meister Mathias Prems von Oetz. Bemerkenswert ist, dass Kaiser Franz Josef I. über ein Bittgesuch von Prinzessin Croy (Wien - Habichen) 300 Gulden spendierte. Die gesamten Kosten der Arbeiten am Turm betrugen 1.856 Gulden.
Im Glockengeschoss und in den Giebelfeldern besitzt er maßwerkgezierte spitzböige Schallfenster. In den Giebeldreiecksnischen sind vier Wappen zu sehen:
Im Süden der österreichische Bindenschild, im Westen das Wappen vom Kloster Stams,
im Osten der Tiroler Adler, im Norden das Wappen von Frauenchiemsee.
Das harmonisch abgestimmte Geläute besteht aus sieben Glocken, wovon zwei noch in Habichen im Stammhaus der Glockengießerdynastie Grassmayr 1776/1777 gegossen wurden.
Eine davon, die sogenannte Zwölferne", ist mit außergewöhnlich feinen Reliefverzierungen geschmückt. Sie wurde daher wegen ihrem historischen und besonderen künstlerischen Wert von der Requisition sowohl im ersten, als auch zweiten Weltkrieg ausgenommen und blieb uns daher erhalten.
Das Innere der Pfarrkirche
Mit der Barockisierung im Jahre 1744/45, den Stuckarbeiten und Freskomalereien wurde der Grundstein für das heutige Erscheinungsbild geschaffen. Die große Kirchenrenovierung von 1884 1894 brachte eine Übermalung der alten Fresken ausgeführt vom Historienmaler
Heinrich Kluibenschädl aus Rietz. Ein neuer Hochaltar wurde nach den Plänen des Künstlers Herrn von Felsburg aus Innsbruck angefertigt. Die beiden Bischofsstatuen auf diesem Altar schuf der Bildhauer Alois Gröbner aus Weer. Er ist der Urgroßvater von Tischlermeister und Schnitzer Sepp Zangerl. Die Prozessionsfiguren des Hl. Joachim, die Schutzengel- und Marienstatue stammen auch von diesem Künstler.
Dieser prächtige Hochaltar wurde bei der Renovierung im Jahre 1957/58 auf Anordnung des Denkmalamtes entfernt, ebenso die Glasmalereifenster und befindet sich jetzt im Kirchenkeller. Von diesem Hochaltar ist in der heutigen Ausstattung der Kirche nur mehr die Figur des Hl. Georg als Drachentöter neben der Kanzel aufgestellt. Sie stammt vom Bildhauer Alois Winkler aus Innsbruck.
Der neue Hochaltar und zwei barocke Seitenaltäre in der heutigen Form wurden bei der Renovierung 1957 aufgestellt. Dieser klassizistische Hochaltar stammt von der alten Pfarrkirche von Stans. Das Altarbild mit der Glorie des Hl. Georg wurde aus einem früheren Bestand übernommen und sind vom Oetzer Maler Josef Anton Stecher 1850 gemalt.
Die Seitenaltäre sind schlanke, zweisäulige Aufbauten aus dem Beginn des 18. Jhdt. Der linksseitige Altar hat im Aufsatz noch ein Zwischengeschoss und ist dekorativer gestaltet. Er wird dem Stamser Stiftsbildhauer Hans Reindl zugeordnet. Ebenso die beiden Seitenfiguren des Hl. Florian und Sebastian. Der rechte Seitenaltar ist nicht so aufwendig gearbeitet und wird Andreas Kölle von Fendels zugeordnet. Die Seitenfiguren stellen den Hl. Petrus und. Paulus dar. Diese Figuren stammen vermutlich aus der Thamasch Werkstätte.
Die Altarblätter beider Seitenaltäre hat Josef Anton Stecher gemalt. Links die Hl. Mutter Anna mit Maria, rechts die Schmerzensmutter mit dem Leichnam Jesu.
Die Statuen seitlich vom Hochaltar auf Konsolen stellen den Kirchenpatron den Hl. Nikolaus und den Hl. Kassian dar. Kassian ist der Patron der Lehrer und der Diözese Brixen, zu der bis 1925 auch Oetz gehörte. Der Bildhauer der beiden Figuren ist nicht genau bekannt. Man vermutet, dass sie von Hans Reindl von Stams geschaffen wurden.
Im Abschluss des Presbyteriums auf Konsolen stehend sind zwei barocke Plastiken, Maria Immakulata und der Hl. Josef mit dem Jesuskind. Beide Figuren stammen vom Oberländer Bildhauer Ingenuin Lechleitner aus Grins. Sie standen früher an Stelle der Seitenaltäre hinten in der Kirche. Die Marienstatue kam vorübergehend in das Haus des damaligen Kirchpropstes Andrä Hackl am Platzle", wo sie im Obergeschoss aufgestellt wurde. Bei der Murkatastrophe im Jahre 1851, wo dieses Haus gänzlich zerstört und alle fünf Insassen den Tod fanden, blieb diese Statue völlig unversehrt auf dem Murkegel liegend aufgefunden. Im Gedenken an dieses Ereignis wurde der 05. August, Maria Schnee als Feiertag verlobt und an dieser Stelle eine Kapelle gebaut, wo eine Kopie dieser Marienstatue aufgestellt wurde.
Weitere Kunstgegenstände in unserer Kirche.
Die Herz Jesustatue wurde anlässlich der Volksmission im Jahre 1922 angebracht. Der Künstler ist nicht bekannt.
Das große Holzkreuz war ursprünglich in der Michaelskapelle aufgehängt. Es stammt vermutlich aus dem 18 Jhdt., der Künstler ist nicht bekannt.
Ein spätgotischer Altarschrein, datiert um ca 1500, gegenüber der Kanzel angebracht, ist künstlerisch sicher eines der wertvollsten Stücke unserer Pfarrkirche. Er wurde 1925 von Pfarrer Schatz gänzlich verwahrlost im Beinhaus entdeckt und vom Denkmalamt restauriert. Die Mittelfigur Anna Selbdritt eine eher seltene Darstellung (die Mutter Anna hält Maria und das Jesuskind im Arm -also ihre Tochter und den Enkel). Neben Anna Selb Dritt Bischof Wolfgang mit Stab und Kirche, rechts der Hl. Valentin, der einem Bettlerkind ein Almosen gibt. Die Mutter Anna ist seit der Renovierung 1999 prächtig barock gekleidet.
Hervorzuheben ist auch ein spätgotischer Taufstein mit der eingetragenen Jahreszahl 1540, welche erst bei der letzten Kirchenrenovierung 1999 entdeckt wurde. Er fand in der ebenfalls neu adaptierten Turmstube Aufstellung, die nun als Taufkapelle bezeichnet wird.
Die geschnitzten Wangen der Kirchenbänke, die teilweise noch aus der Zeit der letzten Kirchenerweiterung stammen, runden den hellen, leichten Gesamteindruck des Kircheninneren ab.
Die Kreuzwegstationen stammen aus der Mitte des 18. Jhdt, ihr Maler ist nicht bekannt. Von Josef Anton Stecher gemalte sind noch im Kirchenkeller vorhanden. Sie wurden aber wegen ihrer Größe nicht mehr als passend empfunden.
Die Deckenfresken
Die Fresken schuf Historienmaler Heinrich Kluibenschädl aus Rietz in den Jahren 1890/91 im Zuge der großen Kirchenrenovierung.
Im Chor wird das Abendmahl, dazu seitlich links ein Engel mit Kelch und rechts ein Engel mit Rauchfass dargestellt.
Im Langhaus vorne am Chorbogen ist die Kreuzigungsgruppe mit Maria, Johannes und Maria Magdalena abgebildet.
Das Hauptbild im Mittelteil des Gewölbes zeigt die Anbetung des Jesu Kindes in der Krippe mit Gott Vater und Figuren aus dem alten Testament, so Moses mit den Gesetzestafeln. In den seitlichen, von schönen Stuckaturen gerahmten Kartuschen ist links die Taufe Jesu und Maria Verkündigung, rechts die Anbetung der Könige und das Pfingstwunder dargestellt.
Die Fresken im breiteren Langhausteil zeigen in der Mitte die Enthauptung des Hl. Georg und seitlich zwei Szenen aus der Georgslegende.
Im Emporenjoch über der Orgel ist eine Ansicht der Gemeinde , die zur Zeit der Renovierung 1890/91 aus Oetz stammenden Priester und Honoratioren und der Maler Kluibenschädl selbst mit den Schutzpatronen Georg und Nikolaus vor der Madonna in Verehrung der Eucharistie dargestellt. Die seitlichen Kartuschenbilder zeigen zwei Szenen aus der Nikolauslegende.
Die obere Emporenbrüstung trägt ein Bild der Hl. Cäcilia, die untere das Wappen von Johannes XXIII, dem Konzilspapst".
Die Orgel
Die alte Weberorgel" wurde im Jahr 1987 durch ein Werk des Orgelbauers Pirchner von Steinach ersetzt.
Die Michaelskapelle
Wie schon in der Baugeschichte beschrieben ist diese Unterkirche der älteste Teil unserer Pfarrkirche. Sie wurde mit dem Erweiterungsbau der Hauptkirche erneuert und im Mai 1682 eingeweiht. Sie ist von einem Sterngratgewölbe auf Pilastern überwölbt.
Darin ist der einzigartige Engelaltar von Iganz Waibl von Grins aus dem Jahre 1683 aufgestellt. In Tirol ist dies die einzige Arbeit dieses Künstlers, der in Bludenz und Schwaben tätig war. Das Denkmalamt bekundet diesen Altar als eine große Seltenheit, da noch seine alte Fassung gegeben ist. Unter den Oberinntaler Altären nimmt er eine überragende Stellung ein.
In der Mittelnische des Hauptgeschosses steht auf einem sich krümmenden, rücklings am Boden liegenden Luzifer die sieghaft triumphierende Gestalt des Hl. Michael. In der Staffel darunter zeigt ein Relief den Höllenrachen mit den von den Flammen umloderten Verdammten. Mit dem Schutzengel mit Kind sind noch weitere sieben Erzengel, durch Namensschilder gekennzeichnet auf dem Altar angebracht.
Die Bogennische wird von einer lebensgroßen Figur der Gottesmutter ausgefüllt.
An der Rückwand der Kapelle ist das Bild des Hl. Georg zu Pferde als Drachentöter, vom Oetzer Künstler Josef Anton Stecher 1850 datiert. Dieses Bild wurde erst wieder bei der Renovierung 1999 vom Dachboden des Widum hier platziert. Die Chronik berichtet, dass die Oetzer mit der Darstellung des Kirchenpatrons zu Pferde sehr stolz gewesen seien und dieses Bild zeitweilig auch als Altarblatt gedient hat.
Heute dient die Michaelskapelle als Aufbahrungsstätte, da Oetz über keine eigene Totenkapelle verfügt.
Zusammengestellt von Ortschronist
Ing. Pius Amprosi Oetz
Verwendete Literatur:
Diplomarbeit zur Pfarrgeschichte von Mag. Robert Auer
Kirchenführer von Dr. Josef Ringler
Aufzeichnungen von Pfarrer Alois Haueis und Pfarrer Anton Haid
Das Geläute von Oetz
Oetz hat zu seinen Glocken eine besondere Beziehung, wurden doch zwei Glocken unseres heutigen Geläutes noch in Habichen gegossen.
Im Jahre 1599 hat Bartlme Grassmayr in der Hafengießerei seiner Familie in Habichen mit dem Guß der ersten Glocke den Grundstein für das Familienunternehmen gelegt. Die Kenntnisse hiezu eignete er sich bei seiner Tätigkeit beim Aachener Glockengießer Joan von Treer an. Wegen der besseren Verkehrserschließung übersiedelte das Unternehmen im Jahre 1836 nach Innsbruck Wilten in den Ansitz Straßfried.
Bis zur Zwangsabnahme im Jahre 1917 im ersten Weltkrieg, waren von den insgesamt sieben Glocken des Oetzer Geläutes noch vier aus der Gießerei in Habichen, wobei die älteste davon im Jahre 1610 gegossen wurde.
Über Intervention des K. K. Landes Konservatorrats für Denkmalpflege konnte erreicht werden, dass zwei dieser Glocken von der Requisition ausgenommen wurden und auch heute noch einen Teil unseres Geläutes bilden.
Auch die Abnahme im zweiten Weltkrieg konnte auf Grund des denkmalpflegerischen Gesichtspunktes bei diesen beiden Glocken verhindert werden. Es handelt sich um die sogenannte Zwölferne und das Sterbeglöckchen.
Die Beschreibung dieser beiden Glocken möchte ich aus dem Bericht des K. K. Landeskonservatorat auszugsweise wiedergeben:
Zwölferne Die Glocke von 124 cm Durchmesser stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1777. Die Reliefverzierungen sind außerordentlich fein durchgebildet. Demnach ist diese Glocke, abgesehen von ihrem historischen auch von besonders künstlerischen Wert und daher nach den Bestimmungen der Verordnung des k. u. k. Landesverteidigungs Ministeriums vom 22. Mai 1917 von der Requisition ausgenommen.
Sterbeglocke 48 cm im Durchmesser stammt aus dem Jahre 1776 und wie die vorgenannte aus der alten Grassmairschen Giesserei in Habichen (Oetztal). Der historische und besondere künstlerische Wert dieser Glocke, begründet nach den Bestimmungen der vorgenannten Ministerialverordnung deren Ausnahme von der Requisition
Diese beiden Glocken wurden im Jahre 1870 durch das Umgießen von zwei alten Glocken in der passenden Stimmlage ergänzt. In einem Schreiben bestätigt Johann Graßmayr, dass er diese Arbeit Als Andenken seines Geburtsortes Habichen dem ganzen Kirchensprengel der 6 Gemeinden Habichen, Oetz, Oetzermühl, Au, Oetzerberg und Piburg als Geschenk widme, der Himmel wolle die Bewohner dieser Gemeinden in Harmonie und Einklang erhalten .
Erster Weltkrieg:
Am 15. Oktober 1917 wurden vom Oetzer Geläute fünf Glocken requisiert.
Schon im Jahre 1923 konnten diese nun von der Fa. Franz Oberascher aus Salzburg, wieder angeschafft werden.
Zweiter Weltkrieg :
Im Mai 1942 mussten alle Bronzeglocken abgeliefert werden.
Von Oetz betraf dies:
Pfarrkirche Oetz 4 Glocken
Antoniuskirche Oetzerau 2 Glocken
Kirche in Habichen 1 Glocke
Kapelle in Oetzermühl 1 Glocke
Kapelle in der Seite 1 Glocke
Kapelle in Stufenreich 1 Glocke
Kapelle in Schlatt 1 Glocke
Blasiuskirche Piburg 2 Glocken
Insgesamt also 13 Glocken mit einem Gewicht von 4.856 kg
Bei der Glockenabnahme gab es einen Eklat, da auf die Große Glocke mit Farbe aufgemalt wurde : Gottesraub bringt keinen Sieg . Trotz intensiver Nachforschungen konnte der Schreiber nicht ausgeforscht werden, sehr zu seinem Glück !
Die Nachschaffung konnte erst wieder im Jahre 1951, diesmal bei der Fa. Grassmayr in Innsbruck vorgenommen werden, weiters in den Jahren :
Pfarrkirche Oetz 4 Stück Jahr 1951
1 Stück 1961
heutiger Stand 7 Glocken
Antoniuskirche Oetzerau 2 Stück Jahr 1951
1 Stück 1985
heutiger Stand 4 Glocken
Habichen und Seite 1 Stück Jahr 1951
Blasiuskirche Piburg 2 Stück Jahr 1999
neue Kirche Piburg 1 Stück Jahr 1961
Schlatt 1 Stück Jahr ??
Riedeben 1 Stück Jahr 2001
Stufenreich 1 Stück Jahr 1986
Ebene 1 Stück Jahr 2003
Neben unseren geistlichen Herren Pfarrer Anton Kirchmair und Pfarrer Alois Haueis, hat sich besonders Bürgermeister Walter Gritsch für die Anschaffung der Glocken des Oetzer Geläutes verdient gemacht. Weiters Rosina Schmid von Habichen für die neue große Glocke, die zur Primiz von Pater Bruno Kuen einstand feierte, Kreszenz Schmid vulgo Schwarzen für die Habicher Glocke, Helene Jäger vulgo Galln für die Stufenreicher, Agnes und Arthur Scheiring für Riedeben, Siegfried Plattner und Rosi Kernbeis für die Piburger Glocken und Adi Leitner für die Ebene.
Das Oetzer Geläute (ohne dem Sterbeglöckchen) ist gestimmt in dis, fis, gis, h, dis, und h bei der großen Glockeals passende Ergänzung
Die Gewichte unserer Glocken 140 kg / 299 kg / 541 kg / 760 kg / 1525 kg / 2850 kg
Jenes vom Sterbeglöckchen ist nicht bekannt.
Die elektrische Läutanlage mit einem Stahlglockenstuhl wurde im Jahre 1973 installiert.
Die Sterbeglocke muss immer noch händisch geläutet werden. Dazu muss der Mesner über 73 sehr steile, ausgetretene Stufen zur Glockenstube aufsteigen.
Die Glocken sind im gemauerten Teil des insgesamt 74 Meter hoch aufragenden Kirchturmes untergebracht. Erbaut wurde dieser im Jahre 1520 und es kann wohl angenommen werden, dass dann erstmals auch Glocken angeschafft wurden.
Im Jahre 1893, im Zuge der großen Gesamtrenovierung unserer Kirche wurde der Turm mit Lärchenschindeln neu eingedeckt und der Turmaufbau um ganze 10 Meter erhöht.
Die Turmerhöhung und Neueindeckung wurde vom Zimmermeister Nikodemus Schmid aus Oetz, vorgenommen. Die Initialen des Meisters 1 8 9 3 N. Sch. sind heute noch am Turm zur Dorfseite hin gut leserlich angebracht.
Im Sommer 2003 werden dringend notwendige Reparaturarbeiten am Turmdach, Turmkreuz und der Kugel vorgenommen.
Noch einige allgemeine Gedanken von Glocken und Geläut .
Früher wusste noch jeder Dorfbewohner genau, was dies oder jenes Läuten zu bedeuten hatte. Allmählich geht dieses Wissen verloren, da nicht mehr eine so starke Bindung zur Kirche, zu den Gebräuchen und zu den einzelnen Glocken und ihrer besonderen Verwendung besteht.
Der erste und letzte Glockengruß jeden Tages gilt der Gottesmutter, ebenso zu Mittag mahnt die Aveglocke zum Engel des Herrn Gebetes . An Sonntagen erfolgt dies mit der Zwölfernen , an Feiertagen mit der Großen, sonst mit der nächst kleineren Glocke.
Dieses Betläuten erfolgt um 6 Uhr morgens und um 19 Uhr abends und wird wie eben erwähnt, nach Werk- Sonn- oder Feiertag mit einer verschieden großen Glocke geläutet. Der Ausklang abends erfolgt immer mit der kleinen Glocke, auch Seelenglöckchen genannt, da mit diesem Läuten besonders der armen Seelen in einem Gebet gedacht werden soll.
Am Samstag um 14 Uhr oder vor einem Feiertag wird das Feierabendläuten vorgenommen, was mit vier Glocken, als größte die Zwölferne erfolgt.
Jeden Freitag um 15 Uhr erfolgt das Freitagsläuten, um uns an die Todesstunde Jesu Christi zu erinnern.
Das Ende eines Menschenlebens verkündet uns mit seinem eigenartigen Ton das Sterbeglöggl. Es soll uns nicht nur den Tod eines Mitbewohners anzeigen, sondern auch zu einem kurzen Gebet für den Verstorbenen aufrufen.
Am Vorabend einer Beerdigung wird das Schiedumläuten vorgenommen, wo alle Glocken beginnend mit der Großen einzeln, dann im Chor und zuletzt nur die große Glocke allein den Abschied von dem Verstorbenen bekundet.
Das Neue Jahr wird durch das Läuten aller Glocken begrüßt, beendet wird mit der Großen Hauptzweck der Glocken ist es aber wohl, die Gläubigen auf die Messfeier aufmerksam zu machen. Dies mit dem Viertelläuten also 15 Minuten vor dem Beginn der Messe mit einer Glocke und dann kurz vor dem Beginn der Messe das Zusammenläuten mit allen Glocken.
Der Zeitpunkt der Wandlung in der Messfeier wird auch durch das Läuten einer Glocke angezeigt, am Sonntag mit der Zwölfernen und an einem Feiertag mit der Großen.
Geläutet wird auch beim Aus- und Einzug von Prozessionen und Bittgängen.
Läuten - ein schönes christliches Brauchtum oder nur ein lästiger Lärm?
Als eine kulturelle Bereicherung des dörflichen Lebens findet das Läuten nur der gläubige und heimatverbundene Mensch. Vielen ist der Sinn für solches Brauchtum längst verlorengegangen oder auch nebensächlich geworden. Manche empfinden es auch als eine Belästigung für sich oder ihre Fremdengäste.
Den Heimkehrern aus dem Krieg oder aus der Fremde Zurückgekommene ist der vertraute Glockenklang der schönste Willkommensgruß der Heimat, wie mir oft berichtet wurde.
(Auszug aus einer ausführlichen Niederschrift über unsere Glocken, welche beim Ortschronisten erhältlich ist)
Dorfchronist Pius Amprosi
Oberfeldweg 1
6433 O e t z